Es steht überhaupt nicht in Frage, ob die Stadtwaldlinie in Cochem erneuert werden muss. Wer diese Straße nutzt, sieht, dass sie Jahrzehnte lang vernachlässigt wurde. Der Straßenbelag ist ein Flickenteppich und der Bereich, der abrutschgefährdet ist, wird augenscheinlich immer größer. Die Stadtwaldlinie ist eine der wichtigsten Zugangsstraßen der Oberstadt für die Einwohner von Cochem. Eine Erneuerung ist dringend notwendig.
Leider schießt der Kreistag mit seinen Plänen für die Stadtwaldlinie über das Ziel hinaus, eine kostengünstige und für die Anwohner vernünftige Lösung zu finden. Es ist geplant, die Straße zu verbreitern, mit der Folge, dass sie auch für LKW- und Busverkehr nutzbar wird. Was bedeutet dieser Ausbau für die Anwohner? Es ist zu erwarten, dass der Bus- und Wohnmobilverkehr den neuen Zugang nutzen wird, um die Burg direkt anzufahren. Das Verkehrsaufkommen könnte dadurch in der Oberstadt und besonders auf der Kehlbergerstraße erheblich steigen. Auch eine Zunahme des LKW-Verkehrs auf der Endertstraße ist wahrscheinlich. Navigationsgeräte zeigen in der Regel den kürzesten Weg an. LKW, die bisher die Abfahrt Ulmen auf der Autobahn genutzt haben, um ihr Ziel über Brauheck zu erreichen, können dann abkürzen. Sie fahren von Koblenz aus eine Ausfahrt früher von der Autobahn ab, über die Endertstraße auf die ausgebaute neue Stadtwaldlinie nach Brauheck und sparen ca. 17 Kilometer. Verbote, die nicht durchgesetzt werden, bringen wenig. Die Anwohner der Ellerer Str. in Sehl können ein Lied davon singen.
Es werden für den großen Ausbau der Stadtwaldlinie Kosten von mehr als 11 Millionen Euro erwartet. Diese Lösung ist leider durch den Cochembeschlossen worden. Da die Kosten von 11 Millionen aber sehr knapp kalkuliert wurden, ist auch eine weitere erhebliche Kostensteigerung möglich.
Es ist notwendig, die Stadtwaldlinie zu sanieren, aber es ist nicht notwendig, sie zu einer LKW-Straße umzubauen. Eine Komplettsanierung der jetzigen Straße ohne Ausbau würde nur ca. 5 Millionen Euro kosten. Es gäbe eine wesentlich geringere Bauzeit und der Verkehrsfluss in Cochem würde nicht zu Ungunsten der Anwohner geändert werden.
Ein Argument für einen Ausbau ist die bessere Zufahrt für die Feuerwehr zur Oberstadt. Das ist richtig. Umso unverständlicher ist es, dass eine Lösung so lange verschoben wurde. Berücksichtigt man den Kostenunterschied zwischen der Sanierung und dem großen Ausbau, könnte man in der Oberstadt mehrere Feuerwehrwagen stationieren. Das wäre sogar günstiger als der geplante Ausbau. Ein Ausbau der Stadtwaldlinie ist nicht die einzige Möglichkeit, die Zufahrt für für Oberstadt zu verbessern. Er ist aber die teuerste Möglichkeit.
Insgesamt sind es 1,2 Kilometer, die hier ausgebaut werden sollen. 1,2 Kilometer mit Kosten von mehr als 11 Millionen Euro. Das ist teurer als ein Stück mehrspurige Autobahn von der gleichen Länge. Des Weiteren werden nach Baubeginn fünf Jahre keine neuen Projekte vom Land im gesamten Kreis Cochem-Zell mehr bezuschusst. Für Kreisstraßen sind Landesmittel aber erheblich und notwendig. Wir haben jetzt schon weitere Straßen, die Reparaturen nötig haben. Als Beispiel seien die Kreisstraßen 10 und 52 genannt. Sollen Sanierungen für andere Kreisstraßen soweit aufgeschoben werden, bis sie ebenfalls den Zustand der Stadtwaldlinie Cochem haben?
Horst Pullich
Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen
Verbandsgemeinde Cochem