Schon wieder! Bereits zum dritten Mal seit der Jahrtausendwende wurden Dörfer und Städte entlang der Elbe, der Donau und vielen weiteren Flüssen in Deutschland vom Hochwasser überrascht. Nach der Soforthilfe für Flutopfer, deren Häuser überschwemmt wurden, müssen wir einen besseren Hochwasserschutz entwickeln.
Hochwasserschutz wird häufig rein technisch gedacht: Höhere und stärkere Deiche und noch mehr Dämme. Schutzmauern drücken das Wasser jedoch nur flussabwärts, wo die Wassermengen mit noch höheren Geschwindigkeiten ankommen und dort gegen die Deiche drücken. Flussbegradigungen, Entwässerungen, künstliche Flussvertiefungen und eingemauerte Ufer verschlimmern diesen Effekt, da sie den Flussverlauf stören und Wasserrinnen vertiefen.
Ökologischer Hochwasserschutz
Ein ökologischer Hochwasserschutz dagegen nutzt die natürliche Schwammfunktion von Wiesen, Wäldern, Sümpfen und Mooren, verlegt Deiche zurück und schafft bewusst Überflutungsflächen in den Flussauen. Dies beinhaltet auch ein Ackerbauverbot in diesen Überflutungsgebieten. Intensiv genutzte Böden der konventionellen Landwirtschaft nehmen weniger Wasser auf, wodurch Regenwasser schneller abfließt und die Hochwassergefahr steigt.
Jeden Tag werden flussnahe Freiflächen in der Größe von 80 Fußballfeldern verbaut – für Gewerbe- oder Wohngebiete, aber auch für Verkehrswege. Regenwasser kann in diesen „versiegelten“ Gebieten nicht mehr versickern, sondern strömt in Kanäle und Flüsse. Entwässerungsmaßnahmen der Landwirtschaft, Drainagen und ausgeräumte Gräben führen ebenfalls den Regen direkt den Bächen und Flüssen zu. Immer geringer wird die Menge des Regenwassers, das absickert und in der Fläche gehalten wird.
Weniger Flächenversiegelung
Hochwasserschutzkonzepte müssen die Flächenversiegelung stoppen und die Vernässung der Uferlandschaften wiederherstellen. Diese Maßnahme ist zugleich Naturschutz, denn Flussauen sind ein besonders artenreicher und vielfältiger Lebensraum.
Steigende Treibhausgasausstöße lösen immer mehr Feuchtigkeit in der Atmosphäre und beschleunigen so die Klimakatastrophe. Nur wer den Klimaschutz ernst nimmt, kann die Ursache des Dauerregens und des Hochwassers bekämpfen.
Hochwasserschutzgesetz
Nach dem verheerenden Hochwasser 2002 haben wir zusammen mit der SPD ein Hochwasserschutzgesetz beschlossen. Unsere Schutzmaßnahmen sahen unter anderem vor, in ganz Deutschland typische Überschwemmungsgebiete auszuweisen, diese Gebiete nicht länger neu zu bebauen und konkrete Schutzpläne auszuarbeiten. Wesentliche Punkte haben wir mit diesem Gesetz regeln können. Die Hauptverantwortung für einen Hochwasserschutz liegt aber bei den Bundesländern – und die müssen jetzt auf einen ökologischen Hochwasserschutz, auf weniger Flächenversiegelung und auf einen wirksamen Klimaschutz setzen.