Im Rahmen der GRÜNEN Tagung „Der ländliche Raum im Spannungsfeld von Energiewende und Landwirtschaft“ am Samstag in Ulmen erklären Britta Steck, Landesvorsitzende von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Rheinland-Pfalz, Kerstin Ramm, Sprecherin der Landesarbeitsgemeinschaft Ökologie, Siegrid Braun und Alice Endres, beide Sprecherinnen der Landesarbeitsgemeinschaft Landwirtschaft und Verbraucherschutz: „In den ländlich geprägten Landesteilen von Rheinland-Pfalz stehen die Menschen durch den rasanten Strukturwandel in der Landwirtschaft und die bereits begonnene Umsetzung der Energiewende vor besonderen Herausforderungen. Das verdeutlichten die Vorträge und Debatten sehr anschaulich. Es wurde aber auch klar, dass es in Rheinland-Pfalz bereits viele kluge Konzepte und Projekte gibt, die uns helfen werden, politisch die richtigen Rahmenbedingungen zu setzen“, erklärt Britta Steck, Landesvorsitzende von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Rheinland-Pfalz.
„Eine große Chance für die Stärkung der regionalen Wertschöpfung liegt im Bereich des Ausbaus einer dezentralen Energiegewinnung. Sie bietet gerade den mittelständischen bäuerlichen Betrieben in Rheinland-Pfalz neue Einkommensmöglichkeiten. In der Stärkung des regionalen Ansatzes sehen wir eine Sicherheit dafür, dass nachhaltig und umweltschonend produziert wird“, ergänzt Alice Endres, Sprecherin der Landesarbeitsgemeinschaft Landwirtschaft und Verbraucherschutz und erklärt weiter: “Die BäuerInnen tragen mit einer Gas- und Wärmeproduktion aus Nachwachsenden Rohstoffen zur dezentralen Energieerzeugung und -versorgung bei. Dabei wird die Energieerzeugung nicht nur zur Einnahmequelle für die BäuerInnen, mit dezentralen Konzepten einer eigenständigen Energiewirtschaft bleibt die Wertschöpfung in hohem Maße in der Region.“
„Ob Pferdefleischskandal oder falsch deklarierte Eier: Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Lebensmittelskandale zeigen die Ansätze zur regionalen Vermarktung ihre herausragende Bedeutung. Hier wird aus der Region für die Region produziert und das mit hohen Qualitätsstandards und Transparenz. Das Konzept der regionalen Vermarktung zahlt sich für beide Seiten aus. Die Nähe zu den ErzeugerInnen bringt den VerbraucherInnen Sicherheit über die Herkunft und Qualität ihrer Lebensmittel. Gleichzeitig erhalten die ErzeugerInnen faire Preise und eine Zukunftsperspektive für ihre Betriebe“, so Siegrid Braun, Co-Sprecherin der LAG Landwirtschaft und Verbraucherschutz.
„Dabei sind der Umwelt- und Ressourcenschutz für uns zentrale Anliegen. Deshalb ist es wichtig, bei der Erzeugung Erneuerbarer Energien durch die Landwirtschaft gleichzeitig die Artenvielfalt und Kulturlandschaften zu erhalten“, so Kerstin Ramm, Sprecherin der Landesarbeitsgemeinschaft Ökologie.
„Mit der Tagung heute haben wir auch deutlich gemacht, dass uns die Stärkung des ländlichen Raumes in besonderem Maße am Herzen liegt. Auch weil sich der Demografische Wandel hier besonders stark auswirkt. Es sind uns zentrale Anliegen, Arbeits- und Lebensräume für junge und alte Menschen zu schaffen, Dörfer mit intakten sozialen Strukturen zu erhalten und Natur- und Kulturlandschaft zu schützen, die auch die Menschen aus den Ballungsgebieten zur Erholung anziehen“, führt Britta Steck abschließend aus.
An der Veranstaltung in der St. Martin Gastronomie am 2. März in Ulmen nahmen über 60 Tagungsgäste teil. Am Vormittag diskutierten u. a. die rheinland-pfälzischen Ministerinnen für Energie und für Landwirtschaft und Ernährung, Eveline Lemke und Ulrike Höfken sowie der GRÜNE Europaabgeordnete Martin Häusling intensiv über die Reform der gemeinsamen Agrarpolitik, die Energiewende und die Politik für den ländlichen Raum. Wertvolle Anregungen für ihre meist ehrenamtliche politische Arbeit in den Betrieben und den Kommunen erhielten die Zuhörenden durch verschiedene Impulsreferate von VertreterInnen aus Politik, Verbänden und Initiativen zu den Themen „Regionale Wertschöpfung“ und „Energiewende auf dem Land“.
Stimmen zur Tagung „Der ländliche Raum im Spannungsfeld von Energiewende und Landwirtschaft“
Eveline Lemke, rheinland-pfälzische Energieministerin: “ Die Energiewende schafft gerade für den ländlichen Raum Chancen, seine regionale Wertschöpfung zu steigern. Das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung hat errechnet, dass bereits im Jahr 2011 die regionale Wertschöpfung bundesweit bei 7,5 Milliarden Euro lag, davon flossen mehr als 0,6 Milliarden Euro als Steuereinnahmen in die kommunalen Kassen. Das zeigt, der ländliche Raum kann stärker von der Energiewende profitieren als die Städte. Wir wollen dieses Potential für Rheinland-Pfalz voll ausschöpfen.“
Ulrike Höfken, rheinland-pfälzische Landwirtschafts- und Ernährungsministerin: „Wir wollen, dass auf dem Land Einkommen erwirtschaftet und Arbeitsplätze gesichert werden, dies gilt insbesondere für den Agrarbereich. Mehr Regionalität auf dem verbrauchernahen Qualitätssektor kann unseren bäuerlichen Betrieben in den kleinstrukturierten Gebieten von Rheinland-Pfalz mehr Stabilität, Unabhängigkeit und Wertschätzung ermöglichen. Dazu trägt auch unsere Landesinitiative „Rheinland-Pfalz ist besser“ bei. Ein wichtiges Standbein zur Einkommenssicherung sind zudem die Beiträge der Landwirtschaft zur Energiewende, insbesondere durch die umweltfreundliche Produktion von Bioenergie und Dienstleistungsfunktionen wie kommunale Wärme-, Strom- und Gaslieferungen. Bei Biogasanlagen setzen wir auch auf die Entwicklung von Alternativen zum Mais, zum Beispiel durch die Nutzung von Reststoffen aus der landwirtschaftlichen Produktion und auf eine Vielfalt energetisch wertvoller Nutzpflanzen wie Kleegras oder Lupinen.
Das Energiepotenzial unserer Ländlichen Räume ist groß. Die Landesregierung unterstützt die Menschen vor Ort dabei, dieses Potenzial auszuschöpfen für den Aufbau einer auf Dezentralität und Erneuerbare Energien ausgerichteten Energieversorgung im ländlichen Raum.“