Es könnte die Erfolgsgeschichte schlechthin sein. Deutschland steigt nicht nur aus der Atomenergie aus. Als erstes großes Industrieland setzt es auch voll auf erneuerbare Energien und Energieeffizienz. Die große Mehrheit der Menschen im Land steht hinter dem Plan, die Widerstände in der Energiewirtschaft sind fast gebrochen, immer mehr Unternehmen treiben den Umstieg selbst voran und stehen mit energiesparenden Produkten und Dienstleistungen in den Startlöchern.
Es könnte – doch die Wirklichkeit des Jahres 2012 sieht anders aus. Ein schwarz-gelber Schatten legt sich über das Leuchtturmprojekt Energiewende. Allerorten hakt es. Der Ausbau der Windenergie kommt nicht voran, der Solarbranche wirft die Regierung gezielt Knüppel zwischen die Beine, der Netzausbau dümpelt vor sich hin und auch beim Thema Energiesparen tut sich wenig. Langsam macht sich Verzweiflung bei den Beteiligten breit. Die Bundesregierung agiert anscheinend planlos und verspielt Zeit: mit einem lähmenden Dauerstreit zwischen den zuständigen Ministern und mit falschen Weichenstellungen.
Zum Ende des Atomausstiegs werden in den Jahren 2021 und 2022 sechs Atomkraftwerke stillgelegt werden. Mit ihrem Versagen spielt die Bundesregierung jenen in die Hände, die jetzt schon wieder oder immer noch auf eine Laufzeitverlängerung für Alt-Reaktoren spekulieren. So weit darf es nicht kommen. Es gilt, den Druck auf die Bundesregierung weiter zu erhöhen, sonst fährt Schwarz-Gelb die Energiewende vor die Wand.