Fatale ökonomische Folgen

Angesichts der Finanz- und Wirtschaftskrise und der drohenden Überschuldung Griechenlands wird in Deutschland über den möglichen Rauswurf Griechenlands aus der Eurozone und die Wiedereinführung der D-Mark spekuliert. Aber was wären die unmittelbaren Folgen für Deutschland und die Europäische Union? Wir haben uns beide Szenarien angeschaut.

Der Euro war in Deutschland schon immer mehr geduldet als geliebt. Wen wundert es da, dass der Gedanke, zur D-Mark zurückzukehren, teilweise auf positive Resonanz stößt. Fakt ist aber: Der Euro hat Deutschland massiv genutzt, nicht geschadet. In den letzten zwei Jahren hat die Gemeinschaftswährung einen Wohlstandsgewinn von 50 bis 60 Milliarden Euro ermöglicht. „Um diesen Betrag wäre die wirtschaftliche Leistung weniger gestiegen, wenn wir die D-Mark gehabt hätten“, so der Chefvolkswirt Norbert Irsch der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Der Grund: Die Exportwirtschaft profitiere von einem weniger aufgewerteten Euro gegenüber einer D-Mark.

Was passiert, wenn Griechenland aus der Euro-Zone austreten würde?

Stellen wir uns einfach vor, Griechenland müsste aus der Währungsunion austreten. Bei einer Rückkehr zur Drachme könnten griechische Firmen ihre Waren zwar billiger exportieren, da die Währung gegenüber dem Euro nicht viel Wert wäre. Die zuvor angehäuften Schulden müssten jedoch in Euro zurückgezahlt werden – das Land stünde vor einem noch größeren Schuldenberg als zuvor und müsste seine Insolvenz erklären. Daneben sind Schulden und Vermögen untrennbar miteinander verbunden. Eine Insolvenz Griechenlands und die damit erfolgende Entwertung der Vermögen würde auch die Länder treffen, die die griechischen Schulden bislang finanziert haben – darunter Frankreich und Deutschland.

Außerdem würde der Ausschluss Griechenlands aus der Euro-Zone einen Dominoeffekt auslösen, der desaströse Folgen für den Rest der Europäischen Union und darüber hinaus hätte. Die wohl unvermeidliche Insolvenz Griechenlands würde viele europäische Banken in existentielle Schieflagen bringen, beispielsweise in Frankreich: Dort haben die Banken Milliardensummen an griechischen Anleihen in den Büchern, die von einem Tag auf den anderen wertlos würden. Fallen französische Banken, könnten als nächstes deutsche Banken umkippen, die stark mit den französischen verflochten sind. Letztlich wären diese Ansteckungseffekte unkontrollierbar.

Es bestünde auf jeden Fall die Gefahr einer Kernschmelze für das europäische und in der Folge für das weltweite Finanzsystem. Zusätzlich würden die Finanzmärkte noch stärker gegen die Pleite weiterer Euro-Staaten wie Portugal, Irland, Italien und auch Frankreich spekulieren.

Wie funktioniert so eine Spekulation? Ein möglicher Weg: Wenn eine Bank einem Staat Geld leiht, kann die Bank bei einem anderen Finanzinstitut eine Versicherung abschließen, falls der Kredit nicht mehr bedient werden kann, ein Credit Default Swap (CDS). Diese sind eigentlich frei handelbar und man muss einem Staat kein Geld leihen, um sich gegen einen möglichen Kreditausfall zu versichern. Spekulanten können damit auf eine bevorstehende Pleite eines Landes Wetten abschließen, sie setzen auf einen quasi Staatsbankrott. Je teurer eine CDS, desto wahrscheinlicher die Pleite.

Was passiert, wenn Deutschland die D-Mark wiedereinführt?

Wenn Deutschland, eine der größten Exportnationen der Welt, die D-Mark wieder einführen würde, würden sofort viele Finanzinstitute massiv D-Mark kaufen. Die Folge: Die D-Mark würde stark aufgewertet werden. Dieser Effekt war bereits beim Schweizer Franken zu beobachten. Aufgrund der europäischen Schuldenkrise hatten viele Anleger in Schweizer Franken investiert, was dazu führte, dass sich die Schweizer Produkte auf dem Weltmarkt verteuerten und die Exporte zurückgingen. Jetzt koppelt die Schweiz ihre Währung an den Euro.

Mit einer aufgewerteten D-Mark würde sich der Zugang zum EU-Absatzmarkt mit 500 Millionen Kunden stark verschlechtern. Der Export würde gebremst und tausende Menschen würden ihren Arbeitsplatz verlieren: Laut Angaben des Statistischen Bundesamtes war 2007 jeder vierte Arbeitnehmer vom Export abhängig und der Export machte beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) über 20 Prozent aus.

Die Wiedereinführung der D-Mark würde zu einem enormen Wettbewerbsnachteil auf dem europäischen Markt führen. Das lässt sich ganz leicht an einem Beispiel verdeutlichen: Maschinen sind eines der Hauptexportgüter Deutschlands. Würden zum Beispiel Deutschland und Spanien zu ihren jeweiligen Landeswährungen zurückkehren, käme es zu einer starken Aufwertung der D-Mark gegenüber der Peseta, weil weltweit Investoren in die deutsche Währung investieren würden, nicht aber in die spanische. In der Folge würden die deutschen Maschinen für die Spanier teurer, die Spanier könnten sich die Produkte nicht mehr leisten, wichtige Exporteinnahmen und damit auch Arbeitsplätze fielen in Deutschland weg.

Dafür gibt es auch historische Beispiele: Als 1992 die italienische Lira und das britische Pfund aus dem Währungssystem Europas fielen und die D-Mark aufgewertet wurde, wirkte sich das negativ auf die deutsche Exportwirtschaft aus.

Wäre es im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 zu einer Abwertung der Währungen der Nachbarstaaten Deutschlands gekommen, wären die ohnehin schon drastischen  Exporteinbußen verheerend  – die deutsche Wirtschaft wäre regelrecht abgestürzt. Die gemeinsame europäische Währung hat in diesem Falle Deutschland durch die Krise gerettet.

Fazit: Ein Rauswurf Griechenlands und die Rückkehr zur D-Mark wäre ein Desaster für den gesamten Euro-Raum. Und mit dem Ende der gemeinsamen Währung wäre wohl das gesamte Europäische Projekt existentiell gefährdet.

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