Nicht nur hält der Shell-Konzern wesentliche Informationen zurück, auch vom Bundesumweltminister ist nichts über die Ölkatastrophe in der Nordsee zu hören. „Die Bundesregierung muss sich jetzt innerhalb der EU und gegenüber Großbritannien dafür einsetzen, dass auf den Shell-Konzern Druck ausgeübt und den Vertuschungsmanövern ein Riegel vorgeschoben wird“, sagt Claudia Roth. Die grüne Bundesvorsitzende fordert klare Haftungsregeln für Umweltkatatrophen dieser Art und eine Strategie „Weg vom Öl“.
Vor der schottischen Küste fließt weiter Öl ins Meer. Wieviel und wie lange noch, darüber schweigt der Energiekonzern Shell sich aus. Die Ursache sind undichte Stellen an der Ölplattform Gannet Alpha. Bereits am Mittwoch entdeckte der Konzern das erste Leck, informierte die Öffentlichkeit jedoch erst drei Tage später.
Nach den bisherigen Angaben der Ölfirma sollen bereits mehr als 200 Tonnen Öl ins Meer gelangt sein, damit handelt es sich schon jetzt um das schlimmste Ölunglück seit zehn Jahren in der Nordsee. Als Folge hat sich ein 31 Kilometer langer Ölteppich gebildet. Shell spekuliert jetzt offenkundig darauf, dass der Seegang der Nordsee den Teppich breitflächig verteilt. Noch bevor das Öl die schottische Küste erreicht und damit für das ganze Ausmaß der Katastrophe offensichtlich wird.
Nach Medienberichten wurde nun ein zweites Leck an der Plattform entdeckt. Aber Shell schweigt dazu.
„Die Informationspolitik des Shell-Konzerns bei der Ölkatastrophe in der Nordsee folgt offensichtlich der Lehre des Drei-Affen-Gottes: ,Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen!‘“, sagt Claudia Roth, Bundesvorsitzende von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN. Ganze 50 Jahre Schweigen habe Shell im Nigerdelta zu verantworten, was dort zur größten bekannten Ölverseuchung geführt hat. Die Umweltbehörde der Vereinten Nationen macht dem Konzern in einer gerade veröffentlichten Studie dafür schwerste Vorwürfe. „Shell streicht die Profite ein – und die Umwelt und die betroffenen Menschen dürfen dafür bezahlen – das scheint das Firmenmotto von Shell zu sein“, sagt Claudia Roth.
Der zuständige Bundesumweltministers Röttgen und die EU würden sich völlig unverantwortlich verhalten, diese hätten die Konzernleitung von Shell längst dazu drängen müssen, alle Fakten der Katastrophe auf den Tisch zu legen und müssten eine wirkungsvolle Strategie zum Umgang mit dieser Ölkatastrophe vorbereiten.
Die Plattform Gannet Alpha liegt 180 Kilometer vor der schottischen Küste. Laut Shell befindet sich die erste undichte Stelle zwischen einem Bohrloch und der Plattform. Das zweite Leck sei von einem Hubschrauber aus entdeckt worden. Unklar ist, welche Informationen Shell der Öffentlichkeit vorenthält und ob der Ölkonzern die Lecks wirklich unter Kontrolle hat.
Claudia Roth fordert, dass es für solche Umweltzerstörungen endlich auch klare Haftungsreglen geben müsse. Vor allem müsse es ein Umdenken und eine klare Strategie „Weg vom Öl“ mit einem massiven Ausbau der Erneuerbaren Energien geben.