Die Umgestaltung der Wirtschaft in Richtung einer ökologischen Nachhaltigkeit ist für die Wirtschaft kein Problem, sondern eine Chance. Zu diesem Schluss kommt eine Diskussionsrunde, veranstaltet vom Kreisverband Cochem-Zell der GRÜNEN am letzten Samstag. Prominenter Gast war Reinhard Bütikofer, Europa-Parlamentarier und ehemaliger Bundesvorsitzender der GRÜNEN. Bütikofer befasst sich in Brüssel intensiv mit wirtschaftspolitischen Fragen. Sein zentrales Thema ist die Energieeffizienz und Rohstoffeffizienz.
Bütikofers These: Eine ökologische Wende tut nicht nur der Umwelt gut, sondern auch der heimischen Wirtschaft. Wir geben voraussichtlich in den nächsten 30 Jahren 300 Billionen Euro für fossile Energieträger aus: Erdgas, Heizöl, Benzin, Kohle. Dieses Geld wird dem regionalen Wertschöpfungskreislauf entzogen, es wandert in die Kassen von Rohstoffländern, Importeuren und internationalen Konzernen. Eine konsequente Nutzung von regenerativen Ressourcen bindet diese Kaufkraft vor Ort. Das Geld fließt an regionale Akteure wie Handwerksbetriebe, Landwirte oder mittelständische Baufirmen. Hier entstehen Arbeitsplätze, die wiederum Kaufkraft in der Region binden. Ein Konzept, dass zur Zeit unter dem Begriff „Green New Deal“ breit diskutiert wird.
Eine mögliche Form, die Wende zur Nachhaltigkeit zu organisieren, formuliert Peter Minnebeck, Kreisvorsitzender der GRÜNEN und Direktkandidat für die Landtagswahlen: Die Energieversorgung sollte wieder mehr als eine kommunale Aufgabe der Daseinsfürsorge gesehen werden. Gemeinden oder Landkreise gründen eigene Energieversorgungsunternehmen, die die lokalen Ressourcen optimal nutzen: Wasserkraftwerke, Windkraftanlagen, Kraft-Wärme-Kopplung oder auch Biogas. Das Monopol der Atomkraft-Konzerne wird gebrochen, die Verbraucher vor Ort sind gleichzeitig Produzenten ihrer – sauberen – Energie.
Voraussetzung für einen „Green New Deal“ ist eine Weiterentwicklung der Bildungssysteme. Die technischen Herausforderungen erfordern gut ausgebildete Fachkräfte. Für junge Menschen müssen solche beruflichen Perspektiven durch eine angemessene Entlohnung interessant gemacht werden.
Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, stimmen auch die Erfolge. Das ist die einhellige Rückmeldung der anwesenden Vertreter der regionalen Wirtschaft. Seit es in Deutschland eindeutige und langfristig kalkulierbare Vergütungen für regenerativen Strom gibt, blüht eine ganze Branche. Bundesweit hat die Solar- und Windkraftbranche ca. 300.000 neue Arbeitsplätze geschaffen – und zwar auf hohem Qualifikationsniveau.
Die Zeichen stehen auf Umsteuern: Die Zeit der Verschwendung ist vorbei, ein Zeitalter der Effizienz bricht an. Mit intelligenten Konzepten können wir dafür sorgen, dass eine „grüne“ Wirtschaftspolitik nicht mit Entbehrung und Einschränkung, sondern sogar mit einer Steigerung der Lebensqualität zu machen ist.